VITA Zahnfabrik
H. Rauter GmbH & Co. KG
Spitalgasse 3
79713 Bad Säckingen
Klinische Erfolgsraten von CAD/CAM-Kronen aus VITABLOCS-Feldspatkeramik
Das weltweit erste dentale CAD/CAM-Material VITABLOCS Mark II (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) kam vor über 30 Jahren auf den Markt und hat sich seitdem millionenfach bewährt. Mit den Rohlingen aus Feinstruktur-Feldspatkeramik lassen sich Einzelzahnrestaurationen zeitsparend CAD/CAM-gestützt fertigen. PD Dr. Andreas Bindl hat den klinischen Langzeiterfolg dieses Materials über 17 Jahre lang prospektiv beobachtet und dokumentiert. Im folgenden Interview erklärt er seine methodische Vorgehensweise, erläutert die ermittelten Ergebnisse und teilt seinen langjährigen klinischen Erfahrungsschatz mit VITABLOCS Mark II.
DV: Wie sind Sie bei Ihrer Untersuchung vorgegangen und welche Daten wurden im Rahmen der klinischen Studie erhoben?
PD Dr. Andreas Bindl: Wir haben die Studie in den Neunzigerjahren prospektiv angelegt. Es wurde also im Vorfeld genau festgelegt, welche Parameter wir beobachten wollen und welche Daten dazu erhoben werden müssen. Es reicht nicht aus, sich die Krone einfach nur anzuschauen. Das muss nach einem standardisierten Untersuchungsprotokoll ablaufen. Wir haben uns hier an den gängigen USPHS-Kriterien orientiert, diese aber für die Untersuchung von Kronen angepasst. Beurteilungskriterien sind beispielsweise, ob eine Fraktur vorlag, die Krone noch in situ war, der Zustand der Befestigungsfuge, die Farbe oder die Oberflächenqualität. Die finale Veröffentlichung mit den daraus gewonnenen Daten ist gerade in Vorbereitung.
DV: Welche klinischen Überlebensraten erreichen VITABLOCS-Molarenkronen nach einem Beobachtungszeitraum von 17 Jahren?
PD Dr. Andreas Bindl: Wir haben hier zwischen drei unterschiedlichen Kronenpräparationen unterschieden. Bei der klassischen Vollkronenpräparation mit normaler Stumpfhöhe erreichte VITABLOCS Mark II eine Überlebensrate von 92 %, für die reduzierte Kronenpräparation ohne retentive Stumpfpräparation ermittelten wir mit 92,3 % einen ähnlichen Wert. Stärker zerstörte Zähne, die nach einer Wurzelkanalbehandlung mit Endokronen versorgt wurden, zeigten nach 17 Jahren eine immer noch recht gute Überlebensrate von 87,5 %. Bei dieser Versorgung wird die Pulpenkammer als Retentionsfläche für die adhäsiv befestigte Krone genutzt.
DV: Welche Faktoren führen zu der etwas geringeren Langzeitbeständigkeit von Endokronen?
PD Dr. Andreas Bindl: Zähne, die mit Endokronen versorgt werden, weisen – wie gesagt – einen höheren Zerstörungsgrad auf und bieten deswegen teilweise auch eine geringere Klebefläche für die adhäsive Befestigung. Gerade bei den kleineren Prämolaren spielt dieser Retentionsverlust bei den Misserfolgen eine Rolle. Ferner findet der adhäsive Verbund bei dieser Versorgung hauptsächlich in dem für die Haftwerte ungünstigeren Dentin statt.
DV: Welche Verschleiß- bzw. Abrasionsbeständigkeit zeigt die Feldspatkeramik bei den Nachuntersuchungen?
PD Dr. Andreas Bindl: Das lässt sich klinisch natürlich nicht exakt messen. Tatsache ist aber, dass im klinischen Langzeitverlauf auf den Kronen wie an der natürlichen Zahnhartsubstanz Abrasionsflächen auftauchen. Das ist ein gutes Zeichen und verhindert eine unphysiologische Schädigung des Antagonisten. Viel deutlicher wird die schmelzähnliche Abrasion der VITABLOCS Mark II-Keramik bei Inlayversorgungen. Hier sieht man deutlich, dass Zahnschmelz und Feldspatkeramik einem harmonischen Verschleiß unterliegen.
DV: Wie gut integrieren sich nach Ihrer Erfahrung VITABLOCS-Rekonstruktionen hinsichtlich ihres Farb- und Lichtspiels in die natürliche Bezahnung?
PD Dr. Andreas Bindl: Hier spielt die verbliebene Zahnhartsubstanz eine entscheidende Rolle. Zeigt diese starke Verfärbungen, muss man damit rechnen, dass diese Verfärbungen durchscheinen und damit das ästhetische Erscheinungsbild der Versorgung beeinflussen. Generell gilt jedoch, dass VITABLOCS Mark II über einen ausgeprägten Chamäleoneffekt verfügt, sich also optisch an das Erscheinungsbild der natürlichen Zahnhartsubstanz anpassen kann. Daraus resultiert ein natürliches Farb- und Lichtspiel, weshalb ich Feldspatkeramik auch gerne im ästhetisch sichtbaren Bereich einsetze. VITABLOCS-Keramik ist eines der ästhetischsten Materialien auf dem Dentalmarkt, weil es dem Erscheinungsbild der natürlichen Zahnhartsubstanz so nahekommt. Anstelle der Politur kann die Oberfläche auch mithilfe von Malfarben und Glasur vergütet und charakterisiert werden.
DV: Was sollten Behandler bei Verarbeitung und klinischem Einsatz von VITABLOCS beachten, um eine sehr gute klinische Langzeitbeständigkeit zu erzielen?
PD Dr. Andreas Bindl: Zum einen ist ein sauberes volladhäsives Einsetzen mit einem Komposit-Befestigungsmaterial für eine langzeitstabile Versorgung mit Feldspatkeramik unumgänglich. Zum anderen ist die Einhaltung der Mindestwandstärken, besonders im okklusalen Bereich, unerlässlich, um Frakturen zu vermeiden.
Bericht 04/20
Zahnarzt PD Dr. Andreas Bindl
Zürich, Schweiz
Grafik 1: Überlebensraten für Molarenkronen aus VITABLOCS Mark II-Feldspatkeramik nach einem Beobachtungszeitraum von 17 Jahren.
Quelle: Externe Untersuchung 2016, Universität Zürich/Praxis am Zürichberg, Überlebensrate von CAD/CAM-Kronen im Seitenzahngebiet auf unterschiedlichen Präparationsgeometrien, ohne Berücksichtigung der biologischen Misserfolge (PD Dr. Andreas Bindl)
Grafik 2a/b: In Untersuchungen zeigten Restaurationen aus VITABLOCS ein naturähnliches Abrasionsverhalten.
Quelle: Externe Untersuchung 2016, Universität Zürich/Praxis am Zürichberg, Epoxymodell von Abdruck nach 14,5 Jahren mit Gold bedampft, S/W-Fotografie des Modells (PD Dr. Andreas Bindl)
Grafik 2a/b: In Untersuchungen zeigten Restaurationen aus VITABLOCS ein naturähnliches Abrasionsverhalten.
Quelle: Externe Untersuchung 1991, Wear of Cerec and other Restorative Materials. In Proceedings of the International Symposium on Computer Restorations: State of the Art of the Cerec Method, (Krejci, Berlin: Quintessence Publishing, 245 – 251
Abb. 1a: Endokronenpräparation mit reduzierter Retention und hauptsächlichem Haftverbund im ungünstigeren Dentin.
Abb. 1b: Für den intraoralen Scan wurde die Endokronenpräparation samt Nachbarzähnen gepudert.
Abb. 1c: Die CAD/CAM-gestützt gefertigte Endokrone nach Ausarbeitung und Politur.
Abb. 1d: Die klinische Baseline-Situation direkt nach der volladhäsiven Zementierung.
Abb. 1e: Zustand der Endokronenrestauration 17 Jahre nach der Eingliederung.
Abb. 2a: Intaktes Inlay (om) an Zahn 17 nach 14 Jahren.
Abb. 2b: Harmonischer Verschleiß zwischen Feldspatkeramik und Zahnschmelz nach 14 Jahren.