VITA Zahnfabrik
H. Rauter GmbH & Co. KG
Spitalgasse 3
79713 Bad Säckingen
Das lichtoptische Integrationsvermögen von CAD/CAM-Materialien
Für die exzellente optische Integration von CAD/CAM-gefertigten, monolithischen Inlays in die natürliche Zahnsubstanz braucht es Werkstoffe, die über eine lebensechte Lichtdynamik verfügen. Deshalb sollte ein Material neben der Farbtreue auch eine naturnahe Transluzenz, Fluoreszenz und Opaleszenz aufweisen. Erfüllt ein Werkstoff alle zentralen Parameter, ist eine vollkommen harmonische Integration möglich. Im Rahmen einer Studie waren Probanden aufgefordert, die optische Integration von Inlays aus verschiedenen CAD/CAM-Materialien unter vier standardisierten Lichtquellen visuell zu beurteilen. Zahnarzt PD Dr. Jan-Frederik Güth berichtet im folgenden Interview von den zentralen Erkenntnissen dieser Untersuchung.
DV: Welche Kriterien muss ein Restaurationsmaterial erfüllen, um sich optisch vollkommen harmonisch in die Restzahnsubstanz zu integrieren?
PD Dr. Jan-Frederik Güth: Neben Form, Oberfläche und passender Zahnfarbe ist eine naturnahe Transluzenz des Werkstoffs sicherlich wesentlich. Vor allem durch eine naturnahe Lichttransmission wird eine harmonische optische Integration möglich. Doch auch andere optische Parameter wie die Opaleszenz und die Fluoreszenz haben einen Einfluss auf das natürliche Erscheinungsbild einer Versorgung.
DV: Sie haben in einer Studie die Qualität der optischen Integration von diversen Restaurationsmaterialien untersucht. Wie sind Sie hierbei vorgegangen?
PD Dr. Jan-Frederik Güth: Wir haben geometrisch identische Teilrestaurationen aus verschiedenen Materialien gefertigt und unter variierender Beleuchtung standardisiert fotografiert. Danach haben wir die Bilder Zahnärzten und Zahntechnikern vorgelegt, die die optische Integration der Materialien im Vergleich zum natürlichen Zahn beurteilen sollten.
DV: Welche Erkenntnisse zur optischen Integration von VITABLOCS und VITA ENAMIC lassen sich aus Ihrer Testreihe konkret ableiten?
PD Dr. Jan-Frederik Güth: Unter Tageslichtbedingungen zeigten die monolithischen Inlays eine gute optische Integration und waren auch von den Fachleuten kaum von der natürlichen Zahnsubstanz zu unterscheiden. Unter indirekter Beleuchtung zeigten die Materialien untereinander auch keinen Unterschied, konnten allerdings von der umgebenden Zahnhartsubstanz unterschieden werden.
DV: Wo gab es bei den untersuchten Werkstoffen die größten Unterschiede hinsichtlich ihrer lichtoptischen Eigenschaften und worauf lassen sich diese zurückführen?
PD Dr. Jan-Frederik Güth: Deutliche Unterschiede konnten wir bei der Fluoreszenz der untersuchten Werkstoffe feststellen. VITABLOCS Mark II-Feldspatkeramik und VITA ENAMIC-Hybridkeramik zeigten hier im Vergleich mit den anderen Werkstoffen, unabhängig von der Zahnfarbe, eine sehr gute optische Integration. Die Untersuchung erfolgte jedoch lediglich anhand eines Referenzzahns und natürliche Zähne weisen selbstverständlich unterschiedliche Fluoreszenzgrade auf.
DV: Welche Empfehlungen lassen sich aus Ihren Studienergebnissen für den Praxisalltag ableiten, um ansprechende optische Ergebnisse zu erzielen?
PD Dr. Jan-Frederik Güth: Wir Zahnärzte müssen uns, gerade bei monolithischen Versorgungen, sehr gut mit den optischen Eigenschaften von CAD/CAM-Materialien befassen. Das geht weit über die präzise Bestimmung der Zahnfarbe und die Wahl des farblich passenden Rohlings hinaus. Ich bin sicher, dass wir durch die richtige Materialwahl im Seitenzahnbereich bereits heute ästhetische monolithische Ergebnisse erzielen können, wenn wir Parameter wie Transluzenz und Fluoreszenz berücksichtigen.
DV: Worauf sollten Behandler bei der prothetischen Versorgung von Patienten achten, um eine reproduzierbar gute optische Integration in die Restzahnsubstanz zu gewährleisten?
PD Dr. Jan-Frederik Güth: Transluzenz und Farbwirkung werden von der Wandstärke der Restauration beeinflusst. Und auch das Befestigungskomposit entscheidet über eine optimale Lichttransmission durch die Restauration in die Restzahnsubstanz und umgekehrt. Ich greife tendenziell eher zu helleren, transluzenten CAD/CAM-Rohlingen und modifiziere dann die Farbwirkung mit chromatischeren, fluoreszierenden Befestigungskompositen.
Bericht 11/18
PD Dr. Jan-Frederik Güth
München, Deutschland
Abb. 1: In der Kavität eines Testzahns wurden Inlays aus unterschiedlichen CAD/CAM-Materialien temporär mit Glyzeringel fixiert.
Abb. 2: Fotoaufnahmen zur lichtoptischen Integration von VITABLOCS und VITA ENAMIC unter den verschiedenen Lichtquellen.
Studiendesign: Diese Untersuchung war ein Gemeinschaftsprojekt von PD Dr. Pascal Magne (Herman Ostrow School of Dentistry, USC, Los Angeles) und PD Dr. Jan-Frederik Güth (Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, LMU, München). Ziel war es, das lichtoptische Verhalten geometrisch identischer, monolithischer Teilrestaurationen aus verschiedenen CAD/CAM-Materialien auf einem natürlichen Testzahn zu untersuchen, um Praktikern Hinweise für eine erfolgreiche optische Integration zu geben. Je 6 Zahnärzte und Zahntechniker bewerteten dafür auf standardisiert aufgenommenen Fotografien 18 verschiedene Restaurationen auf einer Skala von 1 (geringe optische Integration) bis 4 (Restauration nicht sichtbar) unter verschiedenen Lichtquellen.
Quelle: PD Dr. Jan-Frederik Güth
Bericht: Studie publiziert in Int J Esthet Dent 2016; 11:394-409.
Quelle Kopfbild: Jorge Carro Juraez