Noninvasive Microveneer-Versorgung aus der Hybridkeramik VITA ENAMIC
Noninvasive Microveneers mittels CAD/CAM-Systemen zu fertigen, war bislang aufgrund der Sprödigkeit keramischer Dentalwerkstoffe eine große Herausforderung. Die sehr geringen Wandstärken und dünn auslaufenden Randbereiche solcher Restaurationen zeigten nach der CAM-Fertigung häufig signifikante Keramikabplatzungen oder Frakturen. Das Zahnärzteteam Dr. Michael Tsao und Dr. Hsuan Chen untersuchte deshalb in zahlreichen Testläufen systematisch vielfältige keramische Materialproben. Sie entschieden sich letztendlich für die Hybridkeramik VITA ENAMIC (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland). Nach ihrer klinischen Erfahrung ermöglicht dieser Werkstoff selbst bei Wandstärken von 0,2 mm noch eine sehr gute marginale Integrität. In diesem Bericht zeigen die Behandler die noninvasive, modellfreie und volldigitale Versorgung eines Diastemas.
1. Befunderhebung und Planung
Ein 29-jähriger Patient wurde in der Praxis vorstellig, da er mit seinem Diastema zwischen den Zähnen 11 und 21 unzufrieden war. Eine kieferorthopädische Therapie lehnte der Patient ab. Er wollte eine zeiteffiziente Lösung bei größtmöglichem Erhalt der natürlichen Zahnsubstanz. Die übliche Fertigung von Microveneers auf feuerfesten Stümpfen war ihm zu langwierig. Deshalb entschieden Behandler und Patient, den Lückenschluss im digitalen Workflow mittels VITA ENAMIC-Hybridkeramik in einer einzeitigen Sitzung umzusetzen.
2. Zahnfarbbestimmung und digitales Design
Nach akribischer Reinigung des Versorgungsbereichs folgte die Zahnfarbbestimmung mit dem VITA Toothguide 3D-MASTER (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) an den beiden mittleren Schneidezähnen im Oberkiefer. Die Zahnfarbe 1M2 wurde ermittelt und der entsprechende Rohling ausgewählt. Nach dem Legen von Retraktionsfäden erfolgte der intraorale Scan mit der CEREC Omnicam (Dentsply Sirona, Bensheim, Deutschland). Aufgrund der hohen Schmelztransluzenz des Zahnes im Approximalbereich wurde Scanpuder aufgetragen, um das intraorale Scannen zu erleichtern. Über Sirona Connect erfolgte die Übertragung des Datensatzes in die inLab-Software. Dort wurden die hauchdünnen Microveneers digital konstruiert.
3. CAM-Fertigung mit hochpräzisem Ergebnis
Zur CAM-Fertigung mit dem CEREC MC XL-System (Dentsply Sirona, Bensheim, Deutschland) wurden die VITA ENAMIC-Rohlinge in der Schleifeinheit fixiert und der entsprechende Schleifauftrag ausgeführt. Das Schleifergebnis zeigte hauchdünne Microveneers mit absolut präzisen Randbereichen. Dank ihrer dualen Keramik-Polymer-Netzwerkstruktur verfügt die Hybridkeramik über eine signifikant höhere Elastizität und somit eine geringere Sprödigkeit als traditionelle keramische CAD/CAM-Materialien. Dies ermöglicht hochpräzise Rekonstruktionen bei gleichzeitig geringen Wandstärken. Schließlich wurden die grazilen Restaurationen mit einem feinen Diamanten vorsichtig vom Attachment abgetrennt, ausgearbeitet und einprobiert.
4. Konditionierung nach bewährtem Modell
VITA ENAMIC verfügt über eine stabile, hochvernetzte keramische Matrix. Der Keramikanteil des Werkstoffs beträgt 86 Prozent (Gew.-%). Deshalb lässt sich die Hybridkeramik nach dem traditionellen, vollkeramischen Protokoll mit Flusssäure und Silan vorkonditionieren. CAD/CAM-Komposite werden hingegen sandgestrahlt, da sie eine Polymermatrix besitzen, in die keramische Füllkörper eingebettet sind. Das Sandstrahlen kann bei Rekonstruktionen mit geringen Wandstärken jedoch zu einer Schädigung von Materialgefüge und dünn auslaufenden Randbereichen führen. Im vorliegenden Fall konnten die Microveneers mit dem sichereren Protokoll vorbehandelt werden. Der Zahnschmelz wurde mit Phosphorsäure und Adhäsiv konditioniert. Danach wurden die Veneers mit einem Befestigungskomposit fixiert. Nach Entfernung der Kompositreste und der Politur mit dem VITA ENAMIC Polishing Set zeigte sich nach nur einer Sitzung ein hochästhetisches Ergebnis, welches effizient und noninvasiv realisiert werden konnte.
Bericht 7/19
Dr. Michael Tsao und Dr. Hsuan Chen, CEREC Asia,
Taipeh, Taiwan
Abb. 1: Ausgangssituation: Junger Patient mit Diastema zwischen den Zähnen 11 und 21.
Abb. 2: Hauchdünne Veneers wurden in der inLab-Software konstruiert.
Abb. 3: Das hochpräzise Ergebnis nach dem Schleifprozess mit CEREC MC XL.
Abb. 4: Die grazilen Microveneers an Zahn 11 und 21 bei der klinischen Einprobe.
Abb. 5: Mit lichthärtenden Malfarben charakterisiertes Veneer vor Eingliederung.
Abb. 6: Nach der volladhäsiven Befestigung zeigte sich eine natürliche Lichttransmission.
Abb. 7: Auch von lateral zeigte sich ein übergangsfreies und natürliches Erscheinungsbild.
Abb. 8: Ergebnis: Der Patient war mit dem hochästhetischen Ergebnis in nur einer Sitzung sehr zufrieden.