Minimalinvasive Versorgung eines Schneidekantendefekts mit CAD/CAM-Hybridkeramik
Die weltweit einzigartige CAD/CAM-Hybridkeramik VITA ENAMIC besteht aus einer strukturgesinterten Glaskeramikmatrix, die mit Polymer infiltriert wird. Das duale Keramik-Polymer-Netzwerk ermöglicht sehr grazile Rekonstruktionen mit hauchdünnen, präzisen Randbereichen von bis 0,2 Millimetern. Dank seiner dentinähnlichen Elastizität, seines schmelzähnlichen Abrasionsverhaltens und seiner naturnahen Lichttransmission integriert sich der CAD/CAMWerkstoff funktionell und ästhetisch hervorragend in die natürliche Zahnhartsubstanz. Im folgenden Fallbeispiel zeigen Zahnarzt Dr. Sheng Fang (Chengdu, China) und Zahntechniker Feng Li (Chengdu, China), wie sie einen Schneidekantendefekt am mittleren Oberkieferfrontzahn minimalinvasiv mit der Hybridkeramik VITA ENAMIC (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) versorgen.
1. Der Patientenfall
Eine 21-jährige Patientin wurde in der Zahnarztpraxis vorstellig, da ihr distaler Eckenaufbau aus Komposit an Zahn 21 aufgrund einer Sekundärkaries frakturiert war. Sie wünschte sich eine langzeitbeständige Neuversorgung, die sich harmonisch in die Zahnhartsubstanz integrieren sollte. Da die Versorgung minimalinvasiv erfolgen sollte und folglich eine Rekonstruktion mit geringen Wandstärken anzufertigen war, entschied sich das zahnärztlich-zahntechnische Team für eine CAD/CAM-gestützte Rekonstruktion aus der Hybridkeramik VITA ENAMIC.
2. Zahnfarbbestimmung und Materialwahl
Präzise Farbinformationen sind eine wesentliche Voraussetzung für die korrekte Wahl des farblich passenden Materialrohlings. Um eine optimale farbliche Integration der Rekonstruktion des vorliegenden Schneidekantendefekts zu gewährleisten, wurde nach lokaler Anästhesie mit der VITA Linearguide 3D-MASTER-Farbskala die Zahnfarbe bestimmt. Die systematische Zahnfarbbestimmung erfolgte in zwei Schritten: Im ersten Schritt wurde die Helligkeitsstufe von 0 bis 5 mit den Farbmustern des VITA Valueguide 3D-MASTER bestimmt. Die Farbintensität und der Farbton wurden anschließend mit den entsprechenden Farbmustern des VITA Chroma-/Hueguide 3D-MASTER ermittelt. Daraus resultierte im Ergebnis die Zahnfarbe 1M2. Da es sich primär um eine Versorgung des transluzenten Schmelzbereichs handelte, wurde ein transluzenter HT-Rohling in der Farbe 1M2 für die CAD/CAM-gestützte Fertigung ausgewählt. In Vorbereitung auf die digitale Abformung wurde lediglich die Karies entfernt und die Schmelzränder des Defekts wurden minimal angeschrägt.
3. CAD/CAM-Fertigung und Ausarbeitung
Es folgten der intraorale Scan mit der CEREC Omnicam 4.2 und die virtuelle Konstruktion der Restauration in der Software inLab CAD 15.2. Der Auftrag wurde an die Schleifeinheit inLab MC XL gesandt und ausgeführt (alles Dentsply Sirona, Bensheim, Deutschland). Es folgten die Abtrennung des Schleifzapfens und die Ausarbeitung der Restauration mit feinen Diamantinstrumenten. Schließlich wurde die finale Ausarbeitung mit dem VITA ENAMIC Polishing Set technical durchgeführt. Bei der Einprobe zeigte sich eine perfekte Passung der Teilrestauration, sodass diese an den Klebeflächen mit Flusssäure geätzt und anschließend silanisiert werden konnte. Die Zahnsubstanz wurde mit der Säureätztechnik vorbehandelt und anschließend wurde ein Adhäsiv appliziert. Es folgte die definitive Eingliederung mit Befestigungskomposit.
4. Finalisierung und Fazit
Nach der Entfernung der Zementreste wurden die Übergänge zwischen Zahn und Versorgung mit dem VITA ENAMIC Polishing Set clinical abschließend nivelliert. Die grazile Restauration integrierte sich aufgrund ihres natürlichen Farb- und Lichtspiels absolut harmonisch in die natürliche Zahnhartsubstanz. Da sich die Hybridkeramik dank ihrer vergleichsweise geringen Sprödigkeit auch bei sehr geringen Wandstärken und dünn auslaufenden Randbereichen enorm präzise verarbeiten lässt, konnte die Patientin minimalinvasiv versorgt werden. Durch die effiziente Herstellung der indirekten Versorgung im digitalen Workflow war die Versorgung der Patientin innerhalb einer Sitzung möglich. Das zahnärztlich-zahntechnische Team und die Patientin waren mit dem finalen Behandlungsergebnis vollkommen zufrieden.
Bericht 04/20
Zahnarzt Dr. Sheng Fang und Zahntechniker Feng Li
Chengdu, China
Abb. 1: Die Ausgangssituation mit dem frakturierten Zahn 21 bei der Erstvorstellung in der Zahnarztpraxis.
Abb. 2: Unter einem direkten Kompositaufbau hatte sich eine Sekundärkaries gebildet, was zur Füllungsfraktur führte.
Abb. 3: Mit dem VITA Linearguide 3D-MASTER wurde die Zahnfarbe systematisch in zwei Schritten bestimmt.
Abb. 4: Unter lokaler Anästhesie wurde die Karies entfernt und die Randbereiche im Schmelz wurden minimal angeschrägt.
Abb. 5: Die CAD/CAM-gestützt gefertigte Restauration aus VITA ENAMIC mit hauchdünnen Randbereichen.
Abb. 6, Ergebnis: Die finale Situation nach der volladhäsiven Befestigung mit Komposit.