Zuverlässiger Workflow für Zahnfarbbestimmung und -reproduktion
Die Standardisierung der visuellen Zahnfarbbestimmung und die präzise Farbreproduktion sind Herausforderungen im zahnärztlichen Praxisalltag. Denn die menschliche Farbwahrnehmung basiert auf subjektiven, visuellen Sinneseindrücken und wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst. So haben etwa die Lichtverhältnisse bei der visuellen Zahnfarbbestimmung einen entscheidenden Einfluss auf die ermittelte Zahnfarbe. Die Grundfarbe des Zahns wird maßgeblich durch das Dentin definiert, während die darauf liegende Schmelzschicht je nach Stärke und Transluzenz unterschiedliche optische Effekte verursacht. Im folgenden Fallbeispiel zeigt der Zahnarzt Dr. José Gabriel Martínez, wie sich mit dem digitalen Farbmessgerät VITA Easyshade V (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) Zahnfarbbestimmung und Materialwahl einfach und zuverlässig realisieren lassen.
Klinische Situation
Der mittlere, obere Schneidezahn einer Patientin war mit einer direkten Kompositfüllung rekonstruiert worden, die frakturierte. Zusätzlich zu dem Materialversagen war die Patientin ohnehin mit der Zahnfarbe und dem ästhetischen Erscheinungsbild unzufrieden. Deshalb wurde die Entscheidung getroffen, den Zahn mittels effizientem, digitalem Workflow mit einer zahnfarbenen, monolithischen Feldspatkeramikkrone zu rekonstruieren. Um der Patientin die Versorgung in nur einer Sitzung zu ermöglichen, wurde sofort eine Vollkronenpräparation durchgeführt, bei der der Kompositaufbau fast gänzlich entfernt wurde. Danach wurde eine provisorische Krone aus dem CAD/CAM-Kompositmaterial VITA CAD-Temp multiColor in der Farbe 2M2 hergestellt, um den Zahn zu stabilisieren und das Weichgewebe zu unterstützen.
Zahnfarbbestimmung
Für eine perfekte farbliche Übereinstimmung der neuen Restauration mit dem benachbarten linken Schneidezahn wurde die Zahnfarbe digital mit dem VITA Easyshade V bestimmt. Mit dem Spektrofotometer wird definiertes Licht in den Dentinkern gesendet und das reflektierte Lichtspektrum mittels Messsonde aufgenommen. Danach werden die Spektraldaten umgebungsunabhängig analysiert und die Zahnfarbe wird ermittelt. Mit diesem Verfahren wurde bei der Patientin die Zahnfarbe 2M2 bestimmt und der vom System empfohlene VITABLOCS RealLife-Rohling (VITA Zahnfabrik, Bad Säckingen, Deutschland) ausgewählt. Um dem Zahntechniker detaillierte Informationen über die Befundsituation zu übermitteln, wurden zusätzlich digitale Fotos im RAW-Format erstellt. Die Fotoaufnahmen erfolgten in Verbindung mit dem Farbmuster sowie unter Verwendung eines polarisierenden Filters, um Reflektionen zu reduzieren.
CAD/CAM-Workflow
Nach analoger Abformung und Modellherstellung wurde die Situation mit dem inEos X5 gescannt und die Krone mit der inLab-CAD-Software (beides Dentsply Sirona, Bensheim, Deutschland) konstruiert. Der verwendete VITABLOCS RealLife bildet dank 3D-Schichtstruktur den natürlichen, bogenförmigen Farbverlauf zwischen Dentin und Schneide nach. Um den Farb- und Transluzenzverlauf des benachbarten Frontzahns naturnah zu reproduzieren, wurde die virtuelle Restauration individuell innerhalb dieses dreidimensionalen Schichtaufbaus positioniert. Mit der inLab MC XL-Schleifeinheit (Denstply Sirona, Bensheim, Deutschland) wurde dann die monolithische Restauration gefertigt. Schließlich wurde die Restauration mit einem feinen Diamanten und Polierinstrumenten finalisiert.
Behandlungsergebnis
Während der klinischen Einprobe zeigten sich Patientin und Behandler mit dem Ergebnis sehr zufrieden, da sich die Feldspatkeramikkrone harmonisch in die natürliche Zahnhartsubstanz integrierte. Nach der Konditionierung des Lumens mit Flusssäure und Silan wurde die Krone adhäsiv befestigt. Die präzise digitale Zahnfarbbestimmung, die Wahl des passenden Rohlings basierend auf dem Blockmodus des VITA Easyshade V und weitere Informationen mittels digitaler Fotografie waren die Erfolgsfaktoren bei der effizienten Herstellung einer ästhetischen, monolithischen Restauration mit natürlichem Farb- und Lichtspiel.
Bericht 11/18
Dr. José Gabriel Martínez
Barcelona, Spanien
Abb. 1: Die insuffiziente, frakturierte Kompositfüllung an Zahn 11 sollte mit einer CAD/CAM-gestützt gefertigten Feldspatkeramikkrone versorgt werden.
Abb. 2: Als schnelle Lösung wurde eine provisorische Kompositkrone aus VITA CAD-Temp multiColor CAD/CAM-gestützt gefertigt.
Abb. 3 : Während der Präparation von Zahn 11 wurde die Kompositfüllung fast vollständig entfernt.
Abb. 4: Bei der Präparation wurde auf die Einhaltung der Mindestschichtstärken der Restauration geachtet.
Abb. 5: Die Grundzahnfarbe 2M2 wurde mit dem VITA Easyshade V bestimmt.
Abb. 6: Die Farbe des Nachbarzahns wurde in ein digitales Foto integriert und an das Labor versandt.
Abb. 7: Da die Stumpffarbe die Farbwirkung der Versorgung beeinflusst, wurde eine 3-Punkt-Messung durchgeführt.
Abb. 8: Eine digitale Fotografie mit polarisierendem Filter und ausgewähltem Farbmusterstäbchen gab dem Zahntechniker individuelle Informationen.
Abb. 9: Die hochästhetische monolithische Krone integrierte sich natürlich in den Zahnbogen.